Mehr Glas!
Vor Jahren sollte die Bevölkerung von Glasflaschen auf PET umsteigen. Das geringere Gewicht des Kunststoffs sollte zu einem klimafreundlicheren und kostengünstigeren Transport führen. Jetzt schlägt das Pendel in die andere Richtung – und schlägt auf das Labor durch: weniger Kunststoff, mehr Glas! Aktuelle Innovationen machen es sogar noch attraktiver.
Geräte aus diesem Material gehören zu den langlebigsten im gesamten Laborinventar. Und sollte doch einmal eines ausgedient haben, so gilt grundsätzlich: Glas lässt sich zu praktisch 100 Prozent wiederverwerten. Nachhaltiger geht es kaum, und auch fachliche punktet das Material.
Beim Abmessen von Flüssigkeiten misst der Laborant am präzisesten mit Volumenmessgeräten der Klasse A aus Glas. Selbst wenn das halb- oder komplett automatisierte Liquid-handling mit dem Flaschenaufsatzdispenser oder der Mikroliterpipette oft praktischer ist, so liegen im Wettbewerb um die genaueste Volumenbestimmung die Vollpipette und der Messkolben aus Glas deutlich vor dem mechanischen Dispenser aus Kunststoff.
Hinzu kommen verschiedene Innovationen. Sie haben dazu geführt, dass heute 250 °C in Trockenschrank und Sterilisator für Glas kein Problem darstellen müssen. Sogar die Anforderungen von gentechnisch veränderten Organismen oder infektiösem Material meistert Glas mit seiner Autoklavierbarkeit. Und spezielle Schutzüberzüge machen Gläser noch bruchsicherer, insbesondere wenn Vakuum angelegt wird.
Die Grenzen liegen beim «Angriff» durch Flusssäure oder durch Lauge mit einem pH-Wert über 9. Dann besteht ein hohes Risiko der Schädigung. Auch kann auf Glasoberflächen schon unter blossem Wassereinfluss ein alkalisches Milieu entstehen; nicht jedem Pharmazeutikum ist das zuträglich.
Kunststoff bleibt überall dort gefragt, wo Einmalprodukte für die hygienische Sicherheit unentbehrlich erscheinen. Ein Paradebeispiel stellen weite Teile des Hospitalbetriebs dar.
Wo genau die Grenzen zwischen Glas und Kunststoff oder allgemeiner: zwischen recyclingfähigen und Single-use-Laborprodukten verlaufen, erfährt der Besucher des Ilmac Branchenevents am Standort Basel. Zu einer Vertiefung des Themas lädt die Ilmac Conference mit einem attraktiven Programm, das in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Chemischen Gesellschaft entstanden ist. Bei vielen Vorträgen zu «Lab Digitalization» (Dienstag), «Chemical Technologies» (Mittwoch) und «New Biotech Methods» (Donnerstag) schwingen «grüne» Technologien und Nachhaltigkeit im Labor mehr oder weniger explizit mit.